Nachruf: Esther Bejarano im DaF-Unterricht erinnern

Von Mara Weise.

Noch im Januar 2021 sprach ich mit meinem Geschichtskurs der 12. Klasse an der Stadtteilschule Hamburg-Bergedorf zweimal mit Esther Bejarano – Corona-bedingt über das Telefon. Das tat jedoch der Wirkung keinen Abbruch. Die Schüler:innen und Lehrer:innen waren gleichermaßen begeistert, berührt und betroffen von dieser mutigen, wachen und offenherzigen Person und ihrer Geschichte. Als 1924 geborene Deutsch-Jüdin musste Esther Bejarano, geborene Loewy, bereits als Kind eine Zunahme anti-semitischer Vorfälle in ihrer Umgebung miterleben und schließlich das Auseinanderreißen ihrer Familie erleiden. Sie selbst wurde über einige weitere Stationen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort entrann sie, wie sie selbst erzählte, nur knapp dem Tod, indem sie vorgab, Akkordeon spielen zu können und so in das bekannte Mädchenorchester von Auschwitz aufgenommen wurde.

Auch wenn der Fokus ihrer Erzählungen zumeist auf dieser Zeit in Auschwitz lag, war ihre Geschichte damit keinesfalls vorbei. Ihr weiteres Leben war, so zeigte sich in den beiden Zeitzeugin-Interviews, die bewegte und bewegende Geschichte einer deutsch-jüdischen Frau auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich zuhause fühlen konnte, immer begleitet von der Musik. 1945 ging es für sie zunächst nach Israel/Palästina, wo sie 1948 ins Militär eingezogen wurde und auch dort wieder musikalisch tätig war. Über einige Umwege lernte sie so ihren Mann Nissim Bejarano kennen und gründete mit ihm eine Familie. Nachdem ihr Mann 1956 im Sinaikrieg gedient hatte, entschied sich die Familie auszuwandern. Wie Esther Bejarano uns erzählte, fiel diese Entscheidung vor allem auch im Angesicht der zunehmenden Gewalt gegen die Palästinenser:innen, die sie persönlich als unerträglich empfunden habe. So kehrte sie mit ihrer Familie schließlich nach Deutschland zurück und fand nach einiger Zeit ihr neues Zuhause in Hamburg.

Von da an wurde Esther Bejarano eine zunehmend deutlichere, wichtigere und bald nicht mehr wegzudenkende Stimme des öffentlichen Diskurses zu Themen wie Anti-Semitismus und Rassismus. Ihre musikalische Karriere verfolgte sie weiter und verband sie stets mit ihrem politischen Kampf für eine menschengerechtere Welt. Ihr letztes großes musikalisches Projekt war die Zusammenarbeit mit der Kölner HipHop-Gruppe Microphone Mafia. Denn besonders wichtig, das zeigte sich in unseren Gesprächen, war es ihr, mit ihrem Tun vor allem die Jugend anzusprechen als diejenige Generation, die die Zukunft gestalten wird. An die Schüler:innen meiner 12. Klasse appellierte sie in beiden Gesprächen dringlichst, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Wiederholung der von ihr erlebten Gräueltaten zu verhindern.

Ein drittes Gespräch mit Esther Bejarano war für den Herbst bereits im Kalender der Schule vermerkt. Am 10. Juli 2021 verstarb sie plötzlich und unerwartet im Alter von 96 Jahren. Ihr Erbe ist der gelebte Anti-Faschismus, mit dem sie vor allem den Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen, die sie kennenlernen durften, ein eindrückliches Vorbild war und auch in Zukunft sein wird.

Denn auch wenn es nicht das Gleiche ist wie ein persönliches Gespräch, hat Esther Bejarano ihre Botschaft in zahlreichen Texten und Videos hinterlassen – die daher auch im DaF-Unterricht dazu dienen können, die Erinnerung an diese besondere Person wachzuhalten. Dazu nachfolgend eine Unterrichtsidee mit Material.

Ziele (ny læreplan, nivå II):

  • lytte til og forstå tydelig tale om personlige og faglig relevante emner og aktuelle saker
  • utforske og gjøre rede for mangfold, samfunnsforhold og historiske hendelser i områder der språket snakkes, og se sammenhenger med egen bakgrunn
  • tverrfaglig tema: demokrati og medborgerskap

Zeitpunkt:

  • Ende der Unterrichtseinheit zum Zweiten Weltkrieg

Material:

Vorschlag Ablauf:

Von Mara Weise.

Noch im Januar 2021 sprach ich mit meinem Geschichtskurs der 12. Klasse an der Stadtteilschule Hamburg-Bergedorf zweimal mit Esther Bejarano – Corona-bedingt über das Telefon. Das tat jedoch der Wirkung keinen Abbruch. Die Schüler:innen und Lehrer:innen waren gleichermaßen begeistert, berührt und betroffen von dieser mutigen, wachen und offenherzigen Person und ihrer Geschichte. Als 1924 geborene Deutsch-Jüdin musste Esther Bejarano, geborene Loewy, bereits als Kind eine Zunahme anti-semitischer Vorfälle in ihrer Umgebung miterleben und schließlich das Auseinanderreißen ihrer Familie erleiden. Sie selbst wurde über einige weitere Stationen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort entrann sie, wie sie selbst erzählte, nur knapp dem Tod, indem sie vorgab, Akkordeon spielen zu können und so in das bekannte Mädchenorchester von Auschwitz aufgenommen wurde.

Auch wenn der Fokus ihrer Erzählungen zumeist auf dieser Zeit in Auschwitz lag, war ihre Geschichte damit keinesfalls vorbei. Ihr weiteres Leben war, so zeigte sich in den beiden Zeitzeugin-Interviews, die bewegte und bewegende Geschichte einer deutsch-jüdischen Frau auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich zuhause fühlen konnte, immer begleitet von der Musik. 1945 ging es für sie zunächst nach Israel/Palästina, wo sie 1948 ins Militär eingezogen wurde und auch dort wieder musikalisch tätig war. Über einige Umwege lernte sie so ihren Mann Nissim Bejarano kennen und gründete mit ihm eine Familie. Nachdem ihr Mann 1956 im Sinaikrieg gedient hatte, entschied sich die Familie auszuwandern. Wie Esther Bejarano uns erzählte, fiel diese Entscheidung vor allem auch im Angesicht der zunehmenden Gewalt gegen die Palästinenser:innen, die sie persönlich als unerträglich empfunden habe. So kehrte sie mit ihrer Familie schließlich nach Deutschland zurück und fand nach einiger Zeit ihr neues Zuhause in Hamburg.

Von da an wurde Esther Bejarano eine zunehmend deutlichere, wichtigere und bald nicht mehr wegzudenkende Stimme des öffentlichen Diskurses zu Themen wie Anti-Semitismus und Rassismus. Ihre musikalische Karriere verfolgte sie weiter und verband sie stets mit ihrem politischen Kampf für eine menschengerechtere Welt. Ihr letztes großes musikalisches Projekt war die Zusammenarbeit mit der Kölner HipHop-Gruppe Microphone Mafia. Denn besonders wichtig, das zeigte sich in unseren Gesprächen, war es ihr, mit ihrem Tun vor allem die Jugend anzusprechen als diejenige Generation, die die Zukunft gestalten wird. An die Schüler:innen meiner 12. Klasse appellierte sie in beiden Gesprächen dringlichst, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Wiederholung der von ihr erlebten Gräueltaten zu verhindern.

Ein drittes Gespräch mit Esther Bejarano war für den Herbst bereits im Kalender der Schule vermerkt. Am 10. Juli 2021 verstarb sie plötzlich und unerwartet im Alter von 96 Jahren. Ihr Erbe ist der gelebte Anti-Faschismus, mit dem sie vor allem den Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen, die sie kennenlernen durften, ein eindrückliches Vorbild war und auch in Zukunft sein wird.

Denn auch wenn es nicht das Gleiche ist wie ein persönliches Gespräch, hat Esther Bejarano ihre Botschaft in zahlreichen Texten und Videos hinterlassen – die daher auch im DaF-Unterricht dazu dienen können, die Erinnerung an diese besondere Person wachzuhalten. Dazu nachfolgend eine Unterrichtsidee mit Material.

Ziele (ny læreplan, nivå II):

  • lytte til og forstå tydelig tale om personlige og faglig relevante emner og aktuelle saker
  • utforske og gjøre rede for mangfold, samfunnsforhold og historiske hendelser i områder der språket snakkes, og se sammenhenger med egen bakgrunn
  • tverrfaglig tema: demokrati og medborgerskap

Zeitpunkt:

  • Ende der Unterrichtseinheit zum Zweiten Weltkrieg

Material:

Vorschlag Ablauf:

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